Auf dem Europäischen Sozialforum (ESF) stellen die sozialen Bewegungen die Weichen für den Widerstand gegen Krieg, Rassismus und Sozialabbau. Mitorganisator Chris Nineham lädt Linksruck-Leser nach London ein.
Komm mit zum ESF!
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Im Namen des Organisationskomitees lade ich euch zum ESF nach London ein. Das dritte ESF findet in einer spannenden Zeit statt. Unsere Gegner, die Herrschenden in den westlichen Industrieländern, sind schwächer geworden.
Die Besatzungstruppen im Irak stecken in der Klemme. Die angebliche Machtübergabe an die Iraker war ein Witz. Sie erkennen diese Regierung nicht an. Die Iraker werden die US-Armee auch unter der neuen Regierung bekämpfen.
Die US-Regierung wollte den Irak zum Ausgangspunkt für die Unterwerfung des Nahen Ostens im Interesse von US-Konzernen machen. Doch die Besatzer können nicht mal den Irak selbst beherrschen.
Auch die EU steckt in der Krise, obwohl sie seit Mai zehn neue Mitglieder und seit Juni eine Verfassung hat. Die Europawahlen haben gezeigt, dass die Europäer keine Einigung im Interesse der Wirtschaft wollen. Die Leute haben entweder gar nicht abgestimmt oder ihre Regierungen bestraft.
In einigen Staaten haben rechtsradikale Parteien Stimmen gewonnen. Die Rechten versuchen, die Hilflosigkeit und Verzweiflung der Menschen zu missbrauchen, die von der unsozialen Politik betroffen sind. Deshalb drängt die Zeit, eine Bewegung aufzubauen, die tatsächlich gegen Sozialabbau vorgeht.
Unsere Bewegung hat enorme Chancen und sie trägt eine große Verantwortung, sie zu nutzen. Das ESF spielt eine wichtige Rolle, weil die Bewegung dort viele weitere Menschen anziehen und zugleich wichtige Debatten führen kann.
In London können die Bewegungen und Organisationen zusammen kommen, die an den verschiedenen Fronten kämpfen. Die Bewegung gegen Krieg und Besatzung muss weitergehen, ebenso wie der Kampf gegen Sozialabbau und Rassismus.
Das ESF in Florenz war wie eine Startbahn für den weltweiten Antikriegtag am 15. Februar 2003. Von Paris ging der Aufruf zum europäischen Aktionstag gegen Sozialkahlschlag am 3. April aus. Jetzt können wir London zu einer Startbahn für eine ähnliche, umfassende Kampagne gegen das Projekt EU machen.
Darum wollen wir über die EU diskutieren und über mögliche Alternativen zu dem Europa, das die Herrschenden wollen. Außerdem sind wir aufgefordert, Stellung zu den Angriffen gegen Muslime in den europäischen Staaten zu beziehen, besonders zum Kopftuchverbot.
Schließlich wird es Zeit, über Alternativen zu reden. Wir wissen ziemlich genau, wogegen wir sind. Und wir sagen, eine andere Welt sei möglich. Aber was für eine? Und wie kommen wir dahin?