Warum brennt Nahost?

Täglich erreichen uns Bilder der Gewalt aus dem Nahen Osten. Bis zum 12. Oktober wurden drei israelische Soldaten von aufgebrachten Palästinensern umgebracht – die israelischen Streitkräfte erschossen schon 97 Palästinenser.Die Gewalteskalation zwischen den beiden ungleichen Gegnern droht in einen Krieg zu münden. Das Militär setzte Panzer und Kampfhubschrauber ein und beschoss den Gazastreifen mit Raketen.
Woher kommt dieser Hass? Wie kann es dauerhaften Frieden geben?

Der Westen – neutraler Vermittler?


US-Präsident Bill Clinton wird als der große Friedensvermittler dargestellt. Er leitete die Gespräche von Camp David dieses Jahr.


Aber wenn Clinton wirklich Frieden wollte, könnte er ihn erzwingen. Die israelische Militärmaschine und die israelische Wirtschaft sind ohne westliche Hilfe nicht überlebensfähig.


Zwischen 1974 und 1999 schenkten die USA Israel 80 Milliarden Dollar und machten es damit zu ihrem größten Waffenempfänger.


Die Unterstützung geht auch heute weiter. So bekam Israel dieses Jahr vier Milliarden Dollar – die palästinensische Autonomieregierung bekam dagegen nur 100 Millionen Dollar.


Letztes Jahr erklärte der amtierende israelische Premierminister Ehud Barak, warum: "Unsere Freunde in Washington wissen, dass Hilfe für Israel im nationalen Interesse der USA ist."


Israel war für den Westen immer ein zuverlässiger Partner im Kampf gegen arabische Bewegungen, die die westliche Vorherrschaft in Nahost angreifen.


1951 kündigte die liberale israelische Tageszeitung Ha“aretz an:


"Israel wird ein Wachhund. Wenn aus irgendeinem Grund die westlichen Mächte ein Auge zudrücken sollten, kann man sicher sein, dass Israel einen oder mehrere benachbarte Staaten bestrafen wird, falls diese sich gegenüber dem Westen ungebührlich verhalten."



Suez


Als 1956 der ägyptische Präsident Nasser den Suezkanal verstaatlichen wollte, bewies Israel seine Entschlossenheit. Die von Frankreich hochgerüstete israelische Armee griff gemeinsam mit französischen und britischen Truppen an.


Als Nasser 1967 erfolgreich die arabischen Staaten Ägypten, Jordanien und Syrien unter seiner Führung vereinigte, fürchteten die USA um ihren Einfluss in der Ölregion.


Die US-Armee konnte nicht eingesetzt werden – sie war in Vietnam beschäftigt. Aber Israel, mittlerweile mit US-Waffen, zerschlug die arabische Allianz in einem Blitzkrieg.



Der heutige Konflikt geht zurück bis auf den Zionismus am Anfang des 20. Jahrhunderts.


Der Zionismus war eine Reaktion auf den aufkommenden Antisemitismus in Europa. Die Zionisten akzeptierten das Argument der Antisemiten, Juden könnten nicht mit anderen Menschen zusammenleben.


Die Zionisten wollten Palästina zu einer neuen Heimat für alle Juden machen, wo sie vor antisemitischer Verfolgung sicher wären. "Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land!" war ihr Slogan.


Bis dahin lebten die etwa 30.000 Juden der Region mit rund einer Million Palästinensern in Frieden.


Die Zionisten sprachen den Arabern die Daseinsberechtigung ab und hielten sich für eine überlegene Rasse. So sagte der Gründer des Zionismus Theodor Herzl über seine Pläne mit Palästina:


"Für Europa würden wir dort ein Stück des Walls gegen Asien bilden, wir würden den Vorpostendienst der Kultur gegen die Barbarei besorgen."



Vertreibung


Die Zionisten kauften Land von arabischen Großgrundbesitzern und vertrieben die oft seit Jahrhunderten ansässigen Pächterfamilien. Weil das zionistische Prinzip galt "Jüdische Arbeit nur für Juden", verloren Zehntausende Palästinenser ihre Lebensgrundlage.


Schon früh begannen die Palästinenser, sich gegen die Errichtung eines zionistischen Staates zu wehren.


Die Zionisten, damals selbst unter den Juden eine Minderheit, brauchten Hilfe. So erklärte der spätere israelische Präsident Chaim Weizman, dass die Besiedelung Palästinas "nicht ohne die Unterstützung einer Großmacht erreicht werden kann."


Nach dem 1. Weltkrieg wurde Palästina britische Kolonie. Mit ihrer Politik des "Teile und Herrsche" half die britische Besatzungsmacht den Zionisten bei der Einwanderung und ermöglichte ihnen eine eigene Wirtschaft und Verwaltung in Palästina.



Teilung


Im Gegenzug beteiligten sich Zionisten immer wieder an der Unterdrückung arabischer anti-kolonialer Bewegungen. 1939, nach einem arabischen Aufstand gegen die Briten, hatte die Mandatsverwaltung 21.000 Juden, etwa fünf Prozent der gesamten damaligen jüdischen Bevölkerung, in die Polizei aufgenommen, ausgebildet und bewaffnet.


Nach dem 2. Weltkrieg beschlossen die Vereinten Nationen eine Teilung Palästinas: 55 Prozent für die Zionisten und 45 Prozent für die Palästinenser.


Aber das war den Zionisten nicht genug. Sie wollten ganz Palästina kontrollieren.


Am 9. April 1948 ermordeten zionistische Milizen 200 bis 300 Zivilisten im Dorf Deir Yassin. Die Nachricht des Massakers sollte bei den Palästinensern Panik schüren. Innerhalb der nächsten Tage verließen über 750.000 Palästinenser ihr Land.



Israel


So wurde Israel am 14. Mai 1948 auf gestohlenem Land der Palästinenser gegründet.


1967 besetzten israelische Truppen den Rest Palästinas, den Gazastreifen und die Westbank. Wieder vertrieben sie Hunderttausende.


Israel plünderte die besetzten Gebiete, es pumpte Wasser von Gaza nach Israel und zerstörte die Landwirtschaft. Das Land der Palästinenser wurde enteignet und für zionistische Siedlungen freigegeben.


Die Polizei setzte diese Maßnahmen mit aller Gewalt um.


Die enteigneten und verarmten Palästinenser wurden dann als Billigarbeiter nach Israel geholt. 1977 erhielten sie nur 40 Prozent des israelischen Lohnes.


1982 besetzte Israel den Südlibanon. Dabei wurden 2.000 Zivilisten in den palästinensischen Flüchtlingslagern in Sabra und Shatila massakriert. Insgesamt kostete die Intervention 20.000 Menschen das Leben.


Nur der ständige bewaffnete Widerstand zwang die Israelis in diesem Jahr zum Rückzug.

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