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So bezeichnete die Süddeutsche Zeitung das mißlungene Abenteuer der israelischen Armee im Libanon, das jetzt mit einem Rückzug endete.
Die stärkste Militärmacht des Nahen Osten hielt 22 Jahre lang den südlichen Teil des Libanon besetzt, wobei 20.000 Menschen ihr Leben verloren. Sie zerbombte libanesische Dörfer, tötete Zivilisten und zerstörte Kraftwerke.
Aber innerhalb weniger Tage war alles vorbei. Die israelische Armee zog sich zurück und die von Israel bezahlten Terrorgruppen der Südlibanesischen Armee (SLA) brachen zusammen.
Die Libanesen jubelten. Zehntausende, die aus ihren Dörfern vertrieben worden waren, besuchten sie zum ersten Mal seit einer Generation.
Sie brachen das Khiam-Gefängnis auf, in dem die SLA von den Israeli gelernte Foltertechniken mit Hilfe von US-Geräten an Häftlingen angewendet hatten.
Vor allem feierten sie die Niederlage Israels.
Israel entstand in den 1940ern durch die brutale Vertreibung von Hunderttausenden Arabern aus ihrer Heimat. Später hat sich Israel immer wieder als Rammbock für US-Interessen im Nahen Osten betätigt.
Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) entstand als Antwort auf die staatliche Unterdrückung und Israel versuchte alles, die PLO zu zerstören.
Nachdem die PLO 1970 aus Jordanien gejagt wurde, verlegte sie ihren Hauptsitz nach Libanon.
Massaker
Israel reagierte mit einer Invasion 1978 und wieder 1982. Diese Angriffe erreichten die erneute Vertreibung der PLO aber erst nach dem unter der Aufsicht der israelischen Armee durchgeführten Massaker an 1.000 Palästinenser in den Flüchtlingslagern von Sabra und Schatila 1982.
UN-Mitarbeiter Robert Fisk beschrieb, was er unmittelbar danach erlebt hat:
"Die Mörder, die christlichen Milizen, die Israel ins Lager gelassen hatte, haben gerade das Lager verlassen.
An manchen Stellen war das Blut auf dem Boden noch naß. Bei hundert Leichen hörten wir auf zu zählen.
In jedem Hauseingang lagen die Leichen Frauen, junge Männer, Babys, Alte in den unmöglichsten Lagen, wie sie gerade erstochen oder mit Maschinengewehren niedergemäht worden waren."
Mord
Zur Rechtfertigung des Massakers benutzten die Israelis den versuchten Anschlag auf ihren Botschafter in London. Tatsächlich aber war die Invasion schon lange geplant.
Schon drei Monate vorher, im März 1982, schrieb das liberale israelische Blatt Haaretz: "Hinter der offiziellen Begründung wir dürfen Terrorismus nicht akzeptieren, liegt eine Strategie der physischen Vernichtung der PLO."
Unterstützt wurde Israel dabei von der US-Regierung. Direkt vor der Invasion besuchte der israelische Verteidigungsminister Scharon Washington, um seinen US-Kollegen Weinberg von der bevorstehenden Aktion zu unterrichten.
Gleichzeitig gab es einen drastischen Anstieg von US-Militärlieferungen an Israel in den ersten drei Monaten 1982.