Wir wollen das Öl

Mit alten Kriegpropagandaplakaten, neu interpretiert, entlarvt ein Ex-Elitesoldat Bushs Anti-Terror-Feldzug als einen Krieg für die Reichen und Konzerne.


„He, Sie da!“
120 Seiten, 12 Euro, Kunstmann-Verlag, www.antiwarposters.com

„Wir kämpfen uns den Weg frei, wir wollen das Öl“, „Investieren Sie in die Invasion, wählen sie wieder George W. Bush“, „Patriotismus heißt: Keine Fragen stellen“ – mit solchen Texten versieht Micah Ian Wright alte Kriegspropaganda-Plakate aus dem 2. Weltkrieg, um Bushs angeblichen Feldzug „gegen den Terror“ als einen Krieg für die Profite der Reichen zu entlarven.
40 der besten Plakate sind zusammen mit den Originalen in dem Buch „He, Sie da! Keine Fragen bitte! Oder wir inhaftieren Sie illegal in Guantanamo“ erschienen. Neben jedes der Plakate ist ein kurzer Text gestellt, der den US-Imperialismus angreift.
„Die jüngste Invasion des Irak zeigt wieder einmal, wie ungezügelt die USA ihre Macht einsetzen, wenn es gilt, ihre Ziele auf dem Globus zu verfolgen“, steht zum Beispiel neben einem Plakat aus dem Jahr 1943.
Es zeigt einen robbenden Soldaten mit gezogener Pistole, in dessen Nähe eine Granate explodiert. Die Originalbeschriftung lautet: „Die Waffe hoch Bruder! Der Krieg ist noch nicht gewonnen.“ Wright hat nicht viel am Original ändern müssen, um Bush zu treffen: „Waffe hoch Bruder! Es gibt noch jede Menge Länder zu erobern!“.
Wright klagt an, dass die US-Geschichte von einer Blutspur durchzogen ist und beschreibt die Opfer und Folgen der Militäreinsätze nach 1945. Er ist ein erbitterter Gegner der jüngsten Überfälle auf Afghanistan und Irak.
Sehr bewegend ist Wrights Schilderung vom Überfall auf Panama 1989, an dem er als Elitesoldat selbst teilgenommen hat. Er vergleicht den damaligen US-Angriff mit dem auf Irak. Die US-Soldaten sollten Panamas Diktator Noriega stürzen, angeblich im Namen von „Demokratie“ und „Freiheit“. Offiziell lief der Kriegseinsatz unter dem Titel „Gerechte Sache“.
„Und dann änderte sich mit einem Schlag alles in meinem Leben“, erzählt Wright. Bei dem Angriff auf Noriegas Hauptquartier bombardiert die US-Armee ein Armenviertel „von den Ausmaßen einer amerikanischen Kleinstadt“.
„Feuer brach aus und wütete zwei Tage lang. Als es schließlich von alleine erlosch, konnte niemand sagen, wie viele unschuldige Tote in den Ruinen lagen“. In den amerikanischen Medien war davon kein Wort zu hören. Der Einsatz wurde als Erfolg gefeiert.
Nach „erfolgreicher Operation“ stieg die Arbeitslosigkeit in Panama auf 35 Prozent, kritische Zeitungen von den US-Besatzern verboten und Gewerkschafter verhaftet. „Die Kriminalitätsrate stieg dramatisch an, zusammen mit der Armut und dem Mangel. Unter der von Amerika gestützten Regierung Endara blühten Geldwäsche und Drogenhandel erst richtig auf.“ Wright hat deshalb die Armee verlassen.
„Wer immer glaubt, ein erzwungener Regimewechsel im Irak, Iran oder in Nordkorea brächte ein anderes Ergebnis“, mahnt der Autor, „braucht dringend einen klaren Moment. Es ist zu hoffen, dass er ihm nicht erst beim Anblick von Trümmern und Leichen kommt.“
Das Buch liefert aber nicht nur schlagende Argumente für Gegner von Bushs Feldzug. Es hat einen unmittelbar praktischen Zweck. Der Autor fordert alle Leser dazu auf, das „Buch zu zerschneiden, diese Plakate vergrößert zu kopieren und sie in Schulen, in der Nachbarschaft und einfach überall“ aufzuhängen.

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