In Ecuador bahnt sich eine Entscheidungsschlacht an. Die Regierung Mahuad plant die Auflösung der Landeswährung Sucre und die Einführung des Dollars. Damit will sie die Wirtschaftskrise wieder in den Griff kriegen. Im letzten Jahr war die Wirtschaft um 9% geschrumpft und der Sucre hatte 82% seines Werts verloren. Der Mindestlohn fiel auf 87 Mark im Monat und zwei Drittel der Ecuadorianer leben in absoluter Armut.Die Regierung wird dabei von dem Internationalen Währungsfond (IWF) unterstützt: Schon jetzt kann man in Panama nur mit der US-Währung bezahlen und in Brasilien und Argentinien ist die Währung an den Dollar gebunden.
Das Ziel der Maßnahme ist es, wieder ausländisches Kapital nach Lateinamerika zu locken. Denn nach der Asienkrise 1997 hatten Spekulanten schlagartig ihr Geld aus dem Kontinent zurückgezogen.
Die Währungen stürzten ins Bodenlose. Die Einführung des Dollars soll die Währungen stabilisieren, allerdings auf extrem niedrigem Niveau. Der Kurs soll auf 25.000 Sucre für einen Dollar festgesetzt werden. Noch vor zwei Jahren hatte man für 5.000 Sucre einen Dollar bekommen.
Das bedeutet für die meisten Ecuadorianer, daß ihre Löhne auf Dauer nur noch ein Bruchteil ihres ursprünglichen Wertes betragen würden. Außerdem stehen deswegen viele Banken vor dem Bankrott, da sich ihre Auslandsschulden durch den Absturz des Sucre verfünffacht haben.
Mit der Einführung des Dollars entmachten sich die Regierungen selbst. Alle Entscheidungen werden in Washington getroffen. Lateinamerika ist so in Zukunft der Macht der Spekulanten und Multis ausgeliefert.
Widerstand
Seit Wochen gab es Demonstrationen und Streiks gegen die Einführung des Dollars. Doch die Regierung blieb stur und erklärte den Ausnahmezustand. Als am 7. Januar trotzdem Tausende demonstrierten, wurde in die Menge geschossen und es gab viele Verletzte.
Drei Oppositionsführer wurden verhaftet und vor Gericht gestellt. Das brachte das Faß zum überlaufen. Die Gewerkschaften haben seit dem 15. Januar mit Streiks begonnen, um den Rücktritt Mahuads zu erzwingen. Seit dem 17. Januar legen die Arbeiter die Ölindustrie, die 30% der Exporteinahmen erwirtschaftet, lahm.
Die Dachorganisation der Indios, die rund ein Drittel der Ecuadorianer ausmachen, fordert den Sturz der Regierung, die Auflösung des Parlaments und eine gründliche Säuberung der korrupten Justiz.
Seitdem belagern über 10.000 Indios die Hauptstadt Quito. In der Provinz wurden viele Straßen mit Felsbrocken und Bäumen blockiert.
Daraufhin wurden 30.000 Soldaten in der Hauptstadt zusammengezogen. Das Militär drohte einen Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung nicht zu tolerieren.
Doch schon im Juli hatten Transportarbeiter, Studenten und die Indios das Land zwei Wochen lang blockiert und von der Regierung Zugeständnisse erzwungen.
Ist der Protest auch diesmal erfolgreich, könnte Ecuador ein Modell für ganz Lateinamerika werden. Denn überall versuchen die Regierungen IWF-Maßnahmen durchzusetzen. Widerstand gab es in vielen Ländern, doch der jetzt angekündigte Aufstand stellt eine neue Qualität dar.