In London protestierten Ende September 400.000 Menschen gegen einen Angriff auf Irak.
Wer hat gegen den Krieg demonstriert?
Kriegsgegner aller Richtungen sind auf die Straße gegangen. Muslime, Gewerkschafter, Schüler, Studenten, Sozialdemokraten, Sozialisten, alte und junge Menschen. Es war zum Beispiel die größte Mobilisierung, welche die Gewerkschaften in den letzten 10 Jahren geschafft haben.
War die Demo ein Erfolg für die Friedensbewegung?
Sie war mehr als das. Die Demonstration war ein entscheidender Fortschritt für die Friedensbewegung und für die gesamte Linke in Großbritannien. Es war die größte Demonstration seit 30 Jahren.
Ein wichtiger Erfolg war, dass wir mehrere zehntausend neue Aktivisten gewonnen haben, die andere Kollegen und Freunde davon überzeugen können, gegen den US-Krieg im Irak aktiv zu werden und so die Antikriegsbewegung zu stärken.
Es waren ungefähr 60.000 Muslime dabei. Sie sind ein wichtiger Teil der Antikriegsbewegung. 1 Million Muslime leben in Großbritannien. Ohne sie wäre die Antikriegsbewegung viel schwächer.
Wie war es möglich, so viele Menschen zu mobilisieren?
In Großbritannien sind fast 70 Prozent der Menschen gegen den Krieg. Außerdem war die Demonstration gut vorbereitet. Sie wurde hauptsächlich von der Stop the War Coalition (Stoppt den Krieg-Bündnis) und der Muslim Organisation of Britain (Muslimverband Großbritanniens ) organisiert. Entscheidend war, dass mit der Stop the war Coalition ein breites Antikriegs-Bündnis aufgebaut wurde. Außerdem hatten wir eine gute Strategie, das Bündnis und die Demo aufzubauen.
Welche Strategie?
Jeder der gegen den Krieg ist, kann beim Antikriegs-Bündnis mitmachen. "Stoppt den Krieg" war unsere einzige Parole. Einige Leute wollten, dass das Bündnis arabische Selbstmordanschläge ablehnt. Wir haben das verhindert. Eine solche Forderung hätte das Bündnis gespalten.
Wie arbeitet euer Antikriegsbündnis?
Wir sind ein breites Bündnis von Gewerkschaftern, Friedensaktivisten, Muslimen, Sozialisten und vielen anderen Leuten, die nicht politisch organisiert sind. Wir organisieren Veranstaltungen über die wahren Ursachen des Kriegs gegen Irak. Wir klären auch Fragen wie, ob der irakische Diktator Hussein Massenvernichtungswaffen hat und diskutieren über islamischen Fundamentalismus. Aber bei allen Meinungsverschiedenheiten ist klar, dass die Stop the War Coalition nur eine Forderung aufstellt, nämlich den Krieg zu stoppen.
Wie ist die Stop the War Coalition gegründet worden?
Das Bündnis ist letzten September aus einer Großveranstaltung in London gegen den "Krieg gegen den Terror" hervorgegangen. An der Veranstaltung nahmen 2.500 Leute teil. Dann wurden immer mehr Treffen an verschiedenen Orten organisiert. Wir haben versucht, die Treffen möglichst breit zu gestalten. Das heißt, Muslime, Gewerkschafter, Sozialdemokraten und Andere einzuladen.
Das Interview führte Simon Kissmann