Die Sexwelle in der Werbng spiegelt die Frauenunterdrückung im Kapitalismus wieder.
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Jede Hauptstraße ist voll mit Großwandplakaten, auf denen mit nackten Frauenbrüsten geworben wird. Mit Sex wird fast jede Ware verkauft. In Wirklichkeit benutzen die Konzerne Sexismus, um ihre Profite zu sichern. Jede Frau, die sich wie auf den Plakaten halbnackt und eingeölt auf die Straße traute, würde das deutlich zu spüren bekommen.
In der 68er-Bewegung haben Frauen in Westdeutschland dagegen gekämpft, wie ein Sexobjekt behandelt zu werden. Gleichzeitig sind sie erfolgreich für mehr sexuelle Freiheit eingetreten. Doch heute entstellt die Werbung den Wunsch von Frauen auf selbst bestimmte Sexualität und wendet ihn gegen sie. Frauenkörper preisen CDs, Autos, Kosmetik, Zigaretten oder Eiscreme an. Wenn das Gesicht der Frau zu sehen ist, hat es immer denselben Ausdruck: "Nimm mich!"
Die Models sind meist mager mit künstlich vergrößerten Brüsten. Fotomodelle wiegen heute durchschnittlich 23 Prozent weniger als in den 50ern. Weil das Schönheitsideal aber von den untergewichtigen Models geprägt wird, haben 70 Prozent aller Frauen Essstörungen, weil sie einem unerreichbaren Ideal nacheifern müssen.
Frauen haben in den letzten Jahrzehnten viele Freiheiten erkämpft, aber im Kapitalismus versuchen Konzerne alles zu erobern und aufzusaugen, um es in eine Ware zu verwandeln und an uns zurückzuverkaufen. Selbst für unseren Widerstand gegen Krieg müssen wir bezahlen, wenn wir ein T-Shirt mit einem Friedenssymbol tragen wollen.
In den 60er und 70er Jahren haben Aktivistinnen als Teil der weltweiten antikapitalistischen Bewegung die moderne Frauenbewegung entwickelt, die sich mit den Jahren stark verändert hat. Frauen wollen heute meist mehr aus ihrem Leben machen, als den Haushalt sauber zu halten. Die meisten Frauen arbeiten außer Haus und immer mehr Frauen erlangen bessere Bildungsabschlüsse. Wichtig dabei ist, dass Frauen heute mit sicheren Verhütungsmitteln Schwangerschaften gezielt steuern können.
Doch der grobe Einsatz von Frauenkörpern als Ware zeigt die nach wie vor existierende Frauenunterdrückung in Deutschland. Frauen wurden aber schon unterdrückt, lange bevor es Plakattafeln gab. Diese Unterdrückung hält bis heute an wenn auch anders als in früheren Jahrhunderten. Beispielsweise verdienen Frauen in Deutschland durchschnittlich 20 Prozent weniger als Männer.
"Doch die Unterbewertung der Frauenarbeit lässt sich nicht mit irgendwelchen biologischen Eigenschaften erklären, dahinter stecken soziale Ursachen", schrieb die russische Revolutionärin Alexandra Kollontai schon 1921. Sie war nach der russischen Revolution 1917 das erste weibliche Mitglied einer Regierung in der modernen Geschichte. Kollontai erklärte, wie die materiellen Bedingungen im Kapitalismus und die herrschenden Moralvorstellungen zwischenmenschliche Beziehungen und Sexualität zerstören.
Diese Analyse ist so aktuell wie damals, denn auch heute ist das ausschließliche Ziel der Herrschenden im Kapitalismus die Vermehrung ihres Profits. Deshalb wird zum Beispiel die Erziehung von Kindern hauptsächlich den Eltern aufgebürdet. Je weiter der Sozialstaat gekürzt wird, umso mehr lastet die Versorgung von Kindern, Alten und Kranken zunehmend auf den Familien, die diese gesellschaftlich wichtigen Arbeiten kostenlos leisten müssen. Wegen der geringeren Löhne leiden vor allem Frauen unter dem steigenden Druck der Doppelbelastung von Beruf und Familie.
Diesen Druck nutzen wiederum Konzerne, die uns eine glückliche Familie versprechen, wenn wir Essen von Knorr und Putzmittel von Ata kaufen. Frauen werden Diät-Mittel angepriesen, mit denen sie sich den 45 Kilo-Models entgegenhungern sollen, was angeblich Erfolg in der Liebe und im Beruf bringt. Genauso wird Männern vorgemacht, dass ihnen die Frauen nur dann zu Füßen liegen, wenn sie Deodorant von Axe benutzen.
Doch Arbeiterinnen und Arbeiter haben organisiert nicht nur die Macht, Kürzungspolitik zurückzuschlagen, sondern auch eine Gesellschaft zu erkämpfen, in der nicht der Profit einer Minderheit sondern die Bedürfnisse der Menschen im Vordergrund stehen.
In einer klassenlosen, sozialistischen Gesellschaft gäbe es keinen Grund mehr, gesellschaftliche Aufgaben in der Familie zu privatisieren. Kollontai folgerte, dass erst in einer klassenlosen Gesellschaft das traditionelle Bild von der Minderwertigkeit der Frau an Gültigkeit verlieren könne. Als Volkskommissarin für soziale Fürsorge hat sie sich nach der Revolution dafür eingesetzt.
1920 haben in Moskau in 40 Prozent aller Wohnungen entweder kollektive Wohngemeinschaften oder Hauskommunen mit individuellen Wohneinheiten gelebt. "Die notwendigen Reinigungsarbeiten werden von bezahlten Putzkräften erledigt und in einigen Wohnkommunen gibt es eine zentrale Wäscherei, eine Kinderkrippe oder einen Kindergarten."