In Berlin fand vom 4. bis zum 10.12 das erste globalisierungskritische Filmfestival, die globale03, statt. Win Windisch sprach mit zwei der Organisatoren.
Infos unter www.globale03.de. Besonderer Tip: Mate, Ton und Produktion. Zanon eine Fabrik unter Arbeiterkontrolle. Über eine besetzte Fabrik in Argentinien, die basis-demokratisch produziert. Bestellbar unter: www.akkraak.squat.net |
Alexis und Jörn, was ist die Grundidee der globale03?
Das sind verschiedene. Wir wollen zum einen Leute erreichen, die sonst nicht zu konventionellen politischen Veranstaltungen gehen. Zum anderen wollen wir das Medium Film als kulturindustrielles Produkt diskutieren.
Wer hat sich an der Vorbereitung beteiligt?
Das waren attac-Leute, ganz bunt gemischt, von den verschiedensten AGs und viele filmbegeisterte BerlinerInnen, von denen sich immer mehr beteiligten und die sonst keine normale politische Arbeit machen. Es sind JournalistInnen, Arbeitslose und andere. Die Stärke von attac, Netzwerke aufzubauen, hat auch hier wieder funktioniert.
Wie lief die Zusammenarbeit ab?
Alles wurde demokratisch entschieden. Wir haben versucht, so viel wie möglich einstimmige Entscheidungen zu treffen. Die Auswahl der Filme war nicht die Entscheidung einiger Experten, sondern sie wurde von allen gemeinsam getroffen.
Warum sind die gezeigten Filme globalisierungskritisch?
Es sind internationale Produktionen, die die Kernthemen der globalisierungskritischen Bewegung aufnehmen: Migration, Gender, Krieg, Privatisierung und die Durchökonomisierung aller Lebensbereiche, sowie die Arbeitsbeziehungen. Ein zusätzlicher Schwerpunkt war noch Argentinien.
Was sind für euch allgemein Charakter und Aufgabe eines politischen Films?
Der Film soll die Köpfe der Leute befreien. Er ist eine Instanz der Beobachtung und Kritik der sozialen Verhältnisse. Als ein zentrales Informations- und Mobilisierungsinstrument kann er sehr schnell sehr viel Inhalt transportieren und eine große Anzahl von Leuten erreichen. Man muss ihn nutzen, um die Auswirkungen der globalisierten kapitalistischen Ökonomie und den Widerstand gegen Ausgrenzung und Ausbeutung zu dokumentieren.
Auch die Verbindung von Form und Inhalt ist wichtig. Eine Dokumentation kann nicht im Tagesschauton über die schrecklichen Verbrechen berichten, die man gerade vor Augen hat. Wir möchten beim Sehen die Wut des Filmemachers spüren!
Ihr sagt: "Kino kann Raum kritischer Öffentlichkeit sein." Was meint ihr damit?
Im Kino können die Zuschauer nach der Vorstellung miteinander diskutieren. Deshalb haben wir auch noch ReferentInnen und RegisseurInnen eingeladen. Bei uns bleibt der Zuschauer nicht stumm.
Was, glaubt ihr, könnte oder sollte aus einer neuen kritischen Kino-Öffentlichkeit hervorgehen?
Diese Form des Kinos kann ein neues Bewusstsein schaffen und das Interesse für globalisierungskritische Themen verbreiten. Filme können zudem klare und plausible Handlungsanweisungen geben. Sie motivieren zu Widerstand und zeigen, dass Politik keine trockene, verbissene Sache ist, sondern dass das Erforschen und Erfinden einer anderen Welt auch Spaß machen kann.
Wie ist denn die Resonanz bisher?
Überwältigend. Wir sind immer komplett ausverkauft. Am ersten Tag haben wir mit 180 Leuten gerechnet, es kamen aber 500. Die Leute kommen auch wieder. Sie haben einfach Bock, sich mit Themen von der anderen Seite des Erdballs zu beschäftigen, weil sie die Zusammenhänge zu unseren Ländern sehen.