Gegen die Job-VernichTer

Die Deutsche Telekom will 32.000 Arbeitsplätze streichen, trotz Rekordprofit. Tausende Arbeiter haben bundesweit protestiert.


Arbeiter der T-Com haben am 15. November in Berlin gegen Stellenabbau protestiert. „Wir haben bereits auf Lohn verzichtet, um Arbeitsplätze zu retten. Und jetzt kommt der nächste Hammer“, sagte ein Kollege gegenüber Linksruck

Es ist nicht die Kälte an diesem Morgen in Berlin, die 750 Kolleginnen und Kollgen der Deutschen Telekom zwingt, Schulter an Schulter eng zusammen zu stehen. Es sind zwei Mitteilungen des Vorstands von Europas größtem Konzern für Telekommunikation: Die Telekom habe dieses Jahr bisher den höchsten Gewinn in der Unternehmensgeschichte erzielt – und 32.000 Arbeitsplätze sollen bis 2008 in Deutschland abgebaut werden. Der Vorstand begründet das mit dem härter werdenden Wettbewerb.

Seit der Mitteilung sind in ganz Deutschland mehrere tausend Kollegen auf die Straße gegangen und die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di weitet den Protest aus. Heute schließen sich die Kollegen des T-Com-Bereichs „Technische Infrastruktur Nordost“ an. T-Com ist die Festnetzsparte der Telekom.

Die 2500 Arbeiter kommen aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin. Ihr Betriebsrat befürchtet, dass dort 600 Arbeitsplätze gestrichen werden. „Jetzt haben wir das Ackermann-Syndrom bei uns“, sagt Lutz, Betriebsrat einer Niederlassung der T-Com. Josef Ackermann, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, war der erste Konzernboss, der dieses Jahr sowohl einen Rekordprofit als auch massiven Arbeitsplatzabbau verkündete.

Seitdem reißen die Meldungen über hohe Gewinne und Stellenstreichungen bei Großunternehmen nicht ab. Wachstum und noch mehr Gewinn durch Arbeitsplatzvernichtung ist der Kurs der Konzerne.
T-Com-Angestellte trifft es besonders hart: Die Bosse wollen 20.000 Arbeitsplätze allein in diesem Bereich vernichten. „Dabei gibt es jetzt schon zu wenig Personal“, sagt Lutz. „Die Arbeit ist nicht zu schaffen. Aufträge werden deshalb sogar an Fremdfirmen vergeben. Und es werden Leih- und Zeitarbeiter eingesetzt.“

Er schaut kurz auf den kleiner werdenden Stapel Protestschilder mit den Bildern der Vorstände Ricke und Klinkhammer. In fetter roter Schrift steht über jedem Foto die Anklage: „Arbeitsplatzvernichter“.

Trotz der Überlastung „wird kein neues Personal eingestellt“, erklärt Lutz. Dann nimmt er sich ein Schild und stellt sich zu den Kollegen. Unter dem Personalmangel leidet auch der Service. T-Com laufen die Kunden weg. Doch der Vorstandsvorsitzende Ricke ist überzeugt: „Für besseren Service braucht man nicht mehr Mitarbeiter.“
Auch Wirtschaftsminister Glos rechtfertigt die Arbeitsplatzvernichtung: „Wir können nicht künstlich Arbeitplätze halten, die nicht mehr gebraucht werden.“

Als Bernd Rissmann zum Mikrofon am Lautsprecherwagen von ver.di greift, erntet er lauten Applaus, noch bevor er ein Wort gesagt hat. Bernd hat lange im Unternehmen gearbeitet, als es noch staatlich war und Deutsche Bundespost hieß. Jetzt ist er stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Berlin-Brandenburg. Bernd steht die Wut ins Gesicht geschrieben und die Lautsprecher tragen sie über den Kundgebungsplatz hinaus.

Er spricht über Frankreich und die Straßenschlachten in den Vorstädten, über die dortige Armut und die Perspektivlosigkeit: „Wir wollen nicht, dass so etwas irgendwann hier passiert.“ Doch genau in diese Richtung führe der Kurs solcher Manager wie Ricke.

„Wie krank ist unsere Gesellschaft, eigentlich, wenn solche Leute hoch gelobt werden“, sagt Hartmut Friedrich von der ver.di-Landesbezirksleitung. Ricke gilt unter Managern, Politikern und in den Medien als erfolgreicher „Sanierer“, der das verschuldete Unternehmen wieder in die „Gewinnzone“ geführt hat. Seit der Privatisierung vor zehn Jahren wurden 100.000 Arbeitsplätze vernichtet, um die Telekom fit für den Markt und die Börse zu machen.

Sollten die Konzerne mit dem Kahlschlag weitermachen, sagt Hartmut, dann „müssen wir auch über andere Kampfmaßnahmen nachdenken“. Als Beispiel nennt er den Generalstreik im öffentlichen Dienst in Griechenland.

Am 12. Dezember berät der Aufsichtsrat über den Stellenabbau. Bis dahin will ver.di die Proteste fortsetzen.

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