Die Seele voll Staub

Bruce Springsteen singt auf seinem neuen Album über die Opfer von Präsident Bushs Politik, in den USA und im Irak.


Bruce Springsteen: Devils & Dust, 2005, Columbia

„Devils & Dust“ ist Bruce Springsteen drittes Album ohne seine Begleitband. Wie auch bei „Nebraska“ (1982) und „The Ghost of Tom Joad“ (1995) tritt Springsteen auch hier vor allem als Geschichtenerzähler auf. In zwölf Stücken singt er über die USA als ein Land, in dem die Menschen ihre Heimat, ihre Familie oder ihre Zukunft verloren haben.

„Black Cowboys“ erzählt von einem armen, schwarzen Jungen, der nichts hat außer der Liebe seiner Mutter. Als sie drogensüchtig wird, bricht er mit gestohlenem Geld zu einer Reise ins Nirgendwo auf.

„The Hitter“ handelt von einem Mann, der sich auf der Flucht vor der Polizei als Boxer verdingt. Er verdient sein Geld mit verbotenen, blutigen Kämpfen. Jahre später steht er, wieder auf der Flucht, vor der Tür seiner Mutter, die er noch einmal sehen möchte.

Das Titelstück „Devils & Dust“ ist aus Sicht eines US-Soldaten im Irak geschrieben. Der junge Mann träumt von seinen toten, verwesenden Kameraden und fragt: „What if what you do to survive kills the things you love?“ (Was ist, wenn das, was du tust, um zu überleben, die Dinge tötet, die du liebst?)
Am Ende antwortet er sich selbst: „It’ll take your God filled soul, fill it with devils and dust.“ (Es wird dir deine mit Gott erfüllte Seele nehmen, sie mit Teufeln und Staub füllen.)

In den Geschichten seiner Stücke spricht Springsteen viel über Probleme, die US-Präsident Bushs Politik verschärft hat, ohne direkte politische Aussagen zu machen. Entsprechend ist die musikalische Umsetzung der Texte ruhig und von halbakustischen Arrangements geprägt.

Springsteen mischt Elemente von Folk und Country mit gelegentlichen Gospel-Anklängen. Bis auf „All the way home“ gibt es keine Rock-Nummer auf dem Album. Die meisten Stücke werden von der Akustikgitarre und Springsteens Stimme beherrscht, die diesmal oft brüchig und beklommen klingt.

Man merkt „Devils & Dust“ an, dass Springsteen politisch ratlos ist, seit Bush letztes Jahr wieder gewählt wurde. 1995 klagte er auf „The Ghost of Tom Joad“ noch voller Zorn Polizisten und Bosse an.

Springsteens neues Album ist hingegen von Trauer über den Verfall des Landes geprägt, das er immer geliebt hat. Die einzigen optimistischen Stücke sind reine Liebeslieder.

Es sind schöne, berührende Stücke. Doch sind sie, anders als frühere Liebeslieder von Springsteen, seltsam losgelöst von der Gesellschaft, in der wir leben.

Passenderweise klingt „Devils & Dust“ denkbar traurig aus. „Matamoros Banks“ handelt von illegalen mexikanischen Einwanderern, die auf der Suche nach einem besseren Leben den Tod finden.

Bruce Springsteen hat diesmal kein kämpferisches, hoffnungsvolles Album aufgenommen. Doch es ist ein Werk, dass das Leid der Menschen voller Poesie erlebbar macht.

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