Flugblätter, Unterschriften, Soli-Spenden. Die Wahlalternative in Bochum hat die streikenden Kollegen von Opel unterstützt. Am dritten Streiktag war die Landeskonferenz der Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit (WASG) in Nordrhein-Westfahlen. Dort haben Mitstreiter der Wahlalternative-Gruppen aus Bottrop, Bocholt/Borken und Bochum 400 Solidaritätsunterschriften und über 710 Euro Spenden für die streikenden Opel-Arbeiter gesammelt.
Das Geld und die Unterschriften haben wir am nächsten Tag um 5.30 Uhr zu Schichtbeginn dem Sprecherkreis der Opel-Belegschaft übergeben. Dadurch konnten wir den Kollegen zeigen, dass wir von der Wahlalternative sie ernst nehmen und für eine wirklich alternative Politik stehen für eine soziale Politik von unten.
Im Laufe des Tages haben wir mit vielen Kolleginnen und Kollegen diskutiert. Sie fühl(t)en sich vom Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) ungerecht behandelt. Viele berichteten uns, dass sie bereits in den letzten 10 Jahren Lohnkürzungen hinnehmen mussten. Trotzdem will GM ihnen noch mehr abtrotzen. Sie befürchten, dass es nur der Anfang ist, wenn der Konzern jetzt 4000 Arbeitsplätze streichen will. Es sei wahrscheinlich, dass GM das Bochumer Opelwerk bis 2009 ganz schließen werde. Der Weltkonzern habe schließlich in Osteuropa so viele Autos gebaut und dadurch so große Überkapazitäten geschaffen, dass er das Bochumer Werk inzwischen gar nicht mehr brauche und dicht machen könne.
Sehr viele Kollegen haben sich für unsere Flugblätter interessiert, in denen wir Hartz IV und die ganze unsoziale Politik der Regierung angreifen. Sie waren auch sauer auf den Ministerpräsidenten Steinbrück (SPD). Dieser hatte den Opel-Arbeitern den Rat gegeben, dass sie aufhören sollten zu streiken. Er hatte ihnen empfohlen, dass sie die Hoffnung nicht aufgeben und sich einen neuen Arbeitsplatz suchen sollten. Ein Kollege meinte: Das Management trägt hier die Verantwortung, nicht wir. Und außerdem: 5 Millionen andere suchen auch schon nach einem neuen Arbeitsplatz.
Mit uns war Peter Jaszczyk gekommen, der Landesdelegierte der WASG von Nordrhein-Westfalen, der früher selbst Betriebsratsvorsitzender bei Opel war. Die Konzernleitung hatte ihn einmal für besondere Verdienste geehrt und ihm darüber auch eine Urkunde übergeben. Diese Urkunde hatte er dabei und hat sie den Streikenden zurückgegeben. Peter hat erklärt, dass er mit GM nichts mehr zu tun haben möchte, weil der Konzern mit dem Abbau von 12.000 Stellen in Europa so eine menschenunwürdige Aktion durchziehen will. Das war ein bewegender Moment.
Am Dienstag, den 19. Oktober hatte der europäische Betriebsrat zu einem Aktionstag der Beschäftigten aller General Motors Werke in Europa aufgerufen. Nach Bochum zur Großdemo sind mehr als 20.000 Menschen sogar aus Russland und Portugal gekommen, um gegen die drohenden Entlassungen zu protestieren. Wir waren auch dabei. Auf dem Platz vor dem Bochumer Schauspielhaus drängten sich so viele Menschen, dass wir unser Transparent nicht einmal auspacken konnten.
Die Lehre aus dem Streik ist: Wir dürfen uns nicht von den Weltkonzernen auf der Nase herumtanzen lassen. Leider haben wir die notwendige Unterstützung aus dem Rüsselsheimer Stammwerk und der herrschenden Politiker nicht bekommen. Wir, Bochumer Opel-Arbeiter, sind dafür bekannt, dass wir auf Ungerechtigkeit schnell reagieren. Das war in der Vergangenheit so und wird so bleiben.Von Dr. Theobald Ciochon, Wahlalternative Bochum, und Norbert Spittka, Vertrauensmann und Ersatzbetriebsrat bei Opel Bochum, Mitglied der Wahlalternative