Die Teilnehmer des Europäischen Sozialforums in London haben eine andere Welt nicht nur gefordert, sondern auch gezeigt, dass sie möglich ist.Bunt erscheint das graue London für drei Tage im Herbst. Vom 14. bis 17. Oktober trifft sich in der Millionenstadt das dritte Europäische Sozialforum.
Insgesamt kommen 25.000 Menschen aus mehr als 70 Ländern nach London, um über Widerstand und eine andere Welt zu diskutieren. Aktivisten aus ganz Europa hatten sich zuvor auf sechs gemeinsame Ziele geeinigt: Gegen den Krieg im Irak, für weltweiten Frieden und Gerechtigkeit, gegen Rassismus, für öffentlichen Dienst statt privaten Profit, für Gleichheit und Vielfalt und für Nachhaltigkeit.
Zwei Tage lang wird über politische Alternativen und Gegenstrategien diskutiert. Über drei wichtige Themen die Besatzung des Irak, die Zukunft der Gewerkschaften und das Kopftuchverbot berichten wir in weiteren Artikeln.
Am dritten Tag kommen rund 100.000 Menschen zu einer Demo und Kundgebung gegen Krieg, Rassismus und Privatisierung. Die Demo ist ebenso international wie das Sozialforum selbst.
Mehr als ein Drittel der Teilnehmer auf dem Sozialforum kommt aus dem Ausland. Die meisten sind aus Frankreich, Spanien, Italien oder Deutschland angereist. Auf der Demo macht sich auch eine große Delegation aus Griechenland lautstark bemerkbar.
Ein Aktivist aus Leipzig hat das Fronttransparent der Montagsdemos mitgebracht. Berliner haben ein Transparent gegen Hartz IV dabei.
Für die meisten Teilnehmer aus Großbritannien steht der Krieg gegen den Irak im Vordergrund. Überall ist spürbar, dass die Menschen dagegen sind, dass Premierminister Blair das Land in den Krieg geführt hat.
Zwar sind viel weniger Menschen auf der Straße als am 15. Februar letzten Jahres, kurz vor dem Angriff. Aber die 100.000 Demonstranten sprechen auch heute für die meisten Briten.
Kate Hudson von der Kampagne für nukleare Abrüstung zitiert Umfragen, wonach die Mehrheit für einen Rückzug der Besatzungstruppen ist. Das fordern auch die meisten Redner, begleitet von lautem Jubel.
Unter den Sprechern sind auch Rose und Maxine Gentle, Mutter und Schwester des Soldaten Gordon Gentle, der mit 19 Jahren im Irak starb, sowie Reg Keys, dessen Sohn Thomas mit 20 Jahren dort ums Leben kam.
Als Rose anfängt, zu den Demonstranten zu sprechen, wird es kurz still auf dem Trafalgar Square. Sie fordert Blair auf, die Truppen zurückzuholen oder zurückzutreten.
Rose arbeitet als Putzfrau. Sie erzählt, dass sie Blair zu einem Gespräch gebeten hat und keine Antwort bekam. Für den Tod ihres Sohnes macht sie Blair und US-Präsident Bush verantwortlich. 100.000 Menschen aus ganz Europa spenden Beifall für die mutige Rose.