Er sei der Mann, der die Unschuld des deutschen Fußballs verkaufte. Johannes Kerner versuchte am 8. Februar in seiner Talkshow alles, um Robert Hoyzer als bösen Menschen darzustellen. Der Schiedsrichter-Sprecher des Deutschen Fußball Bundes (DFB), Amerell, hielt es gar für den größten Skandal, dass ein Verbrecher in einer Talkshow auftritt.
Hoyzer hatte für 67.000 Euro und einen Fernseher Ergebnisse herbeigepfiffen, damit seine Geschäftspartner mit Wetten viel Geld gewinnen. Bis dahin hatte der 25jährige in Berlin Bauingenieurwesen studiert und in der Wohnung seiner Freundin, einer Stewardess, gelebt. Hoyzer hat kein Auto, nicht mal einen Führerschein. Letztes Jahr brach der Schiedsrichter sein Studium ab und schrieb sich für das Fach Sport-Marketing ein. Dafür wollte er Bafög beantragen.
Hoyzer hatte 11 Jahre in seine Schiedsrichterkarriere investiert. Er war einer der Besten in Berlin. Doch verdienen ließ sich damit nicht viel.
Ein vernünftiges Gehalt kriegen nur gut 20 Erstligaschiedsrichter. Zu denen gehörte früher auch Amerell. Alle anderen müssen als Buchhalter, Verwaltungsangestellte oder Lehrer arbeiten und trotzdem jederzeit auf Abruf für Spiele in ganz Deutschland bereitstehen. Wer Fehler macht, bekommt mehrwöchige unbezahlte Pausen verordnet oder steigt ab.
Was bleibt, ist die kleine Hoffnung, irgendwann zu den wenigen Großverdienern zu gehören oder sein Geld anders zu verdienen, wie Robert Hoyzer. Als einer der Profi-Wetter ihm erklärte, wie er mit einer einzigen Wette 47.000 Euro verdient hatte, sah der Schiedsrichter erstmals die Chance, sich seine Wünsche zu erfüllen.
Wie Millionen andere Menschen wünschte sich Hoyzer eine schöne Wohnung, ein Auto und schöne Kleidung. Weil ihm das auf legalem Weg verwehrt blieb, war seine einzige Möglichkeit, Spiele zu verschieben. Dafür wurde er jetzt mit Gefängnis bestraft.
Kerner bekommt als Redner bei Veranstaltungen von Konzernen pro Abend 65.000 Euro, während diese tausende Angestellte entlassen. Wie verdorben muss man sein? Wie teuer war Ihre Ehre?, fragte er in der Talkshow Hoyzer, der immer wieder Hilfe suchend zu seinem Anwalt schaute, der neben ihm saß.
In Wirklichkeit versuchte der Schiedsrichter nichts anderes, als in einer Welt zurechtzukommen, in der einige Stars Millionen und einige Konzerne Milliarden verdienen, während die Menschen, die diesen Reichtum erarbeiten, nur einen Bruchteil davon abbekommen.