Innenminister Schily scheint tief besorgt: Es müssen die härtesten Sanktionen gegen die Täter ergriffen werden, presst er mit zusammengekniffenen Lippen ins Mikrofon. Doch ausnahmsweise versucht Schily nicht, einem arglosen Muslim anzuhängen, von einem Anschlag auf Top-Terrorist George Bush zu träumen.
Der Minister spricht über ein Verbrechen, dass am 21. August im Hermann-Löns-Stadion begangen wurde: Nach einer halben Stunde führen die Erstliga-Fußballer aus Hamburg beim Regionalligisten Paderborn 2:0. Alles lief wie erwartet bis zur 36. Minute.
Niemand hatte gesehen, dass Thijs Waterink gefoult wurde. Schiedsrichter Robert Hoyzer pfiff trotzdem Elfmeter für Paderborn und stellte gleich darauf einen Hamburger vom Platz, der Hoyzer angeblich beleidigt hatte.
Als ein Paderborner in der 82. Minute wieder ohne Berührung eines Gegners durch den Strafraum purzelte, gab es erneut Elfmeter. Paderborn gewann 4:2.
Allein in Berlin wurden 100.000 Euro auf den Sieg des krassen Außenseiters gesetzt. Vorher hatte Waterink 10.000 Euro bekommen, damit er sich im Strafraum fallen lässt. Der Schiedsrichter hat erklärt, außer beim Spiel in Paderborn noch bei drei weiteren Partien für knapp 70.000 Euro bestimmte Ergebnisse herbeigepfiffen zu haben.
Jetzt täuschen Politiker und die Bosse des Deutschen Fußball Bundes (DFB) große Bestürzung vor. In Wirklichkeit hat der größte Wettkonzern Oddset den DFB schon kurz nach dem Spiel im August über ungewöhnlich hohe Wettgewinne informiert. Trotzdem wurde Hoyzer nicht mal befragt.
Um herauszufinden, ob Schiedsrichter absichtlich anders entscheiden könnten, als es die Regeln vorschreiben, hätte auch ein kurzer Blick ins Nachbarland Tschechien genügt. Dort wurde bisher zwölf Schiedsrichtern nachgewiesen, letztes Jahr für Geld falsch gepfiffen zu haben.
Der DFB hat jedoch alles versucht, damit die Fans nicht merken, dass Spiele verschoben werden und weiter ihr Geld verwetten. Weil Branchenführer Oddset den Bundesländern gehört, verdient der Staat an den Wetten jedes Jahr Millionen.
Auch der DFB profitiert. Politiker haben Oddset befohlen, die Weltmeisterschaft nächstes Jahr mit 13 Millionen zu sponsern. Schon seit 2002 zahlt Oddset jedes Jahr 4 Millionen an das Organisationskomitee der WM.
Dieses Geld locken Oddset und andere Wettkonzerne den Fans mit angeblich riesigen Gewinnchancen aus der Tasche. Wer bei einem Spiel auf 5:0 tippt, kann theoretisch das 55-fache seines Einsatzes gewinnen. Doch diese Quoten werden so berechnet, dass am Ende immer ein Millionenprofit für den Anbieter übrig bleibt. Praktisch kann nur gewinnen, wer das Ergebnis vorher kennt.