Zapatistas: Aufstand gegen Neoliberalismus

11. März, Mexiko City. 200.000 Menschen haben am Sonntag jubelnd die Zapatista-Rebellen begrüßt. Hinter den Guerilleros um Subcomandante Marcos liegt ein 3.000 Kilometer langer Triumphzug. Sie fordern mehr Rechte für die Ureinwohner (Indígenas), die Schließung von Militärstützpunkten in den aufständischen Gebieten und die Freilassung aller zapatistischen Gefangenen. Sie haben die Mehrheit der Bevölkerung auf ihrer Seite – weshalb sogar die Regierung verkündet, sie stünde auf der Seite der Zapatistischen Armee der nationalen Befreiung (EZLN) aus dem mexikanischen Bundesstaat Chiapas.

Der Aufstand der Zapatistas begann am 1.1.1994, dem Tag der Unterzeichnung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA. Dies war kein Zufall. NAFTA beinhaltete die Abschaffung von Zollgrenzen und Beschränkungen für Auslandsinvestitionen zwischen USA und Mexiko. US-Konzerne sollten Märkte erschließen können, die vorher durch ländliche Subsistenz geprägt waren. Dies bedeutete eine neue Stufe der Marktöffnung, die in den 80er und 90er Jahren durchgeführt wurde. Auch Chiapas war über die Jahre eine reiche Profitquelle für die Konzerne geworden.

Reichtum und Elend


Der Bundesstaat produzierte die Hälfte des mexikanischen Stroms aus Wasserkraft, den größten Teil des Kaffee-Exports, die zweitgrößte Ölmenge und gewann wachsende Bedeutung für die Viehzucht. Dieser Reichtum verschwand auf nimmer Wiedersehen: Ein Drittel der Einwohner von Chiapas waren Analphabeten, die Hälfte lebte in Häusern ohne fließendes Wasser. Krankheiten verursachten eine unterdurchschnittliche Lebenserwartung und eine überdurchschnittliche Kindersterblichkeit. Am schlimmsten betroffen war die indigene Bevölkerung. Doch dann forderte der Aufstand der Zapatistas die Macht der Konzerne heraus.


Symbol


Was als isolierter Aufstand von kleinen Guerrilla-Einheiten begann, ist längst Symbol geworden. Die Kämpferinnen und Kämpfer aus den entlegenen Wäldern von Lacandón stehen stellvertretend für die weltweiten Opfer der neoliberalen Globalisierung und für den weltweiten Widerstand gegen die multinationalen Konzerne. Die Regierung ewartete, den Aufstand in wenigen Wochen niederschlagen zu können. Doch seit sieben Jahren halten die aufständischen Kommunen gegen den Zermürbungskrieg des Militärs durch.


Solidarität


Ihr Kampf ist nicht vergeblich gewesen. Durch ihr Beispiel haben sie die Sympatie der Mehrheit der mexikanischen Bevölkerung gewonnen. Auch sie hat unter der neoliberalen Globalisierung zu leiden: 50 % leben in Armut. Deshalb leisten nicht nur die Zapatistas Widerstand. 1999-2000 streikten Studenten der Zentraluniversität ein knappes Jahr lang gegen Studiengebühren. Diese Kämpfe müssen zusammengeführt werden. Der triumphale Einzug in Mexiko City kann ein Durchbruch in diese Richtung werden.


Vorbild


Die Zapatistas sind eine Inspiration für alle, denen Menschen mehr bedeuten als Profit. Und sie sind Vorbild: Sie zeigen, dass eine Minderheit von antikapitalistischen Aktivisten ein solidarisches Verhältnis aufbauen kann zur Mehrheit der Bevölkerung, wenn sie den Kampf aufnimmt.

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