Seit sechs Monaten besetzen vor allem US-amerikanische und britische Truppen den Irak. Jeden Tag wird das Leben der Iraker schlimmer.
Die neue Freiheit endet schnellNahost-Forscher Aziz Alkazaz über die Enttäuschung der Iraker |
Krebsgeschwür GleichgültigkeitDer britische Journalist Robert Fisk über die Arroganz des US-Militärs |
Im Irak werden jede Woche 1.000 Zivilisten ermordet. Das berichtet der britische Nahost-Korrespondent Robert Fisk.
Die US-Besatzer lassen Journalisten nicht in Krankenhäuser und Leichenhallen. "Es kann zwei Wochen dauern, bis man die richtigen Papiere hat", schreibt Fisk im Independent on Sunday.
Einigen Reportern gelingt es dennoch, in die Krankenhäuser zu kommen. "Normalerweise sympathisieren die Sicherheitsleute sehr mit uns. Es sind Iraker. Sie wollen, dass wir die Geschichte dieser großen Tragödie für die Iraker erzählen", sagt Fisk in einem Interview mit dem Magazin Zmag.
Aus den Berichten der Ärzte und eigenen Beobachtungen berechnet Fisk seine Schätzung. "Natürlich werden nicht alle von Amerikanern getötet, manche sind Opfer familiärer Rache, von schießenden Dieben oder Leute versuchen, Plünderer zu stoppen und kommen dabei eher zufällig ums Leben. Oder sie geraten ins Kreuzfeuer."
Der deutsch-irakische Nahostexperte Aziz Alkazaz erklärt gegenüber Linksruck, wie die Besatzung die Ordnung zerstört: "Die staatliche Verwaltung wurde durch den letzten Krieg sowie die Plünderungen und Brandschatzungen fast vollständig zerstört. Allein in Bagdad wurden 158 staatliche Institutionen einschließlich 21 Ministerien verwüstet und geplündert. Bezeichnenderweise wurden von den Besatzungstruppen nur die Ministerien für Erdöl und Inneres wirksam geschützt."
60 Prozent der Iraker sind arbeitslos. Das staatliche Lebensmittelprogramm, welches vor der US-Besatzung 60 Prozent der Grundversorgung der Iraker deckte, ist zerstört. "Die Arbeit der internationalen humanitären Organisationen wird durch die prekäre Sicherheitslage und Mangelhaftigkeit der Verteilungsnetze behindert", so Alkazaz.
Immer mehr Iraker verlieren jedes Vertrauen in die Besatzer, berichtet er. Deshalb leisten immer mehr Menschen Widerstand. Robert Fisk berichtet: "Allein in Bagdad werden die US-Truppen bis zu 60 Mal am Tag angegriffen, habe ich gehört. Sie verlieren im Schnitt einen Soldaten am Tag."