Am 1. Dezember demonstrierten in Madrid 300.000 Studierende, Schüler, Lehrkräfte und das Unipersonal gegen ein von der konservativen Regierung geplantes Uniprivatisierungsgesetz.
Zu der Demonstration hatten die beiden großen Gewerkschaften, die sozialdemokratische Partei, die Vereinigte Linke (ähnlich der PDS) und die verschiedenen Studierendenorganisationen des ganzen Landes unter dem Slogan "Für öffentliche und qualitätsvolle Unis" aufgerufen.
Das Gesetz sieht die Anpassung der Unis an den Markt vor: Die Unis konkurrieren untereinander um die verbleibenden Staatsgelder und um die Gunst der Unternehmen. Jede Uni soll eigene Eingangsprüfungen abnehmen, so dass die Studierenden durch das ganze Land fahren müssen um sich zu bewerben.
Unternehmen bekommen Zugang zu den Planungsgremien, während die Mitbestimmung von Studierenden und Beschäftigen quasi abgeschafft wird.
Bis zu 49 Prozent des Lehrpersonal wird nur noch Zeitverträge haben, wie jetzt schon viele Unibeschäftigte, die dann durch Zeitarbeitsfirmen beschäftigt werden.
Schon heute liegen die Studiengebühren bei rund 1.000 DM pro Semester sie machen 25 Prozent des Unihaushalts aus. Geplant ist, sie zu vervierfachen, damit sie den "wirklichen Kosten" entsprechen.
Entsprechend der Richtlinien der Welthandelsorganisation WTO und des GATS will die spanische Regierung Bildung zur Ware machen und Studierende zu Humankapital.
Doch dagegen wehren sich die Studierenden mit dem antikapitalistischen Slogan "Eine andere Universität ist möglich", denn eine unterfinanzierte Unis wie bisher wollen sie auch nicht.
Seit Anfang des Semesters rollt die Protestwelle durch das Land mit mehreren Streiktagen der Gewerkschaften und Studierenden, an denen 95 Prozent des Unterrichts ausfiel. Einige Unis befinden sich im unbefristeten Streik wie Sevilla und Santiago de Compostela.
Eine Studentin aus Santiago erzählt wie die Bewegung dort angefangen hat: "Fakultät für Fakultät hat nacheinander für den Streik gestimmt, jetzt sind alle im Streik, Profs, das sonstige Unipersonal und die Studierenden!"
Der Protest hat die Beschäftigten von Krankenhäusern ermutigt, gegen Privatisierung in die Offensive zu gehen.
Lucie Schnell, Madrid.