28 September 2000
Wir, die Mitglieder von Nichtregierungs- und Basisorganisationen, die aus verschiedenen Teilen der Welt in Prag zusammengekommen sind, unterschreiben folgende Erklärung: Wir stellen fest, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank ihre Jahreskonferenz 2000 plötzlich vorzeitig abgebrochen haben. Angesichts der Zahl der geplanten Sitzungen, einschließlich derer mit Nichtregierungsorganisationen, die nun natürlich gestrichen werden, klingt die Behauptung, sie hätten ihre Arbeit beendet, ziemlich hohl. Wir sind der Meinung, dass die Tatsache, dass der letzte Tag des Treffens einfach gestrichen wurde, die Einsicht dieser Institutionen in den Verlust ihrer eigenen Glaubwürdigkeit widerspiegelt. Diese Institutionen sahen sich konfrontiert mit dem starken Protest von Organisationen wie den unseren, die sich weigerten, die leere Rethorik von „Armutsbekämpfung“ und „Schuldenerleichterung“ zu akzeptieren, die sie ihnen nach Jahrzehnten ökonomischer Verbrechen als Antwort anboten ,um so ihr Verantwortungsbewußtsein zu demonstrieren. – Nach allem, was vorausgegangen war, haben sie klugerweise das Schweigen weiteren Lügen vorgezogen.. Wir haben uns in Prag zu einem außergewöhnlich breiten, umfassenden, internationalen Protest gegen die diskriminatorische und ungerechte Politik von IWF und Weltbank versammelt. Wir protestieren gegen den undemokratischen und elitären Charakter beider Institutionen und der Treffen, die sie abhalten. Unsere Zahl umfasst sehr viele junge AktivistInnen aber auch Menschen aus Zentral- und Osteuropa, die die Bewegung gegen die konzerngesteuerte Globalisierung jetzt in dieser Region initiiert haben. Unsere Zahl umfasst aber auch die Protestler aus über 3o Ländern, wie Bangladesh, Südafrika,Argentinien,den Vereinigten Staaten, Fankreich und Indien, die in dieser Woche Solidaritätsaktionen durchgeführt haben. Wir sind nach Prag gekommen, um unsere Solidarität auszudrücken mit den Millionen verarmter Landfrauen in Afrika, den Arbeitern in Asien, die gefeuert wurden, den Bewohnern der pazifischen und karibischen Inseln, denen kein Kredit für ihren Lebensunterhalt gewährt wird, mit den jungen Frauen, die in lateinamerikanischen Macquiladoras arbeiten müssen Wir haben unsere Zeit in Prag nicht nur mit Protesten verbracht,sondern auch mit Diskussionen über positive, menschenzentrierte Alternativen zur Schuldenkrise, zu den Strukturanpassungsprogrammen, Alternativen zu korrupten und umweltzertörenden Infrastrukturprojekten und zu einer ökonomischen Philosophie der Entwicklung, die auf der Ausbeutung der Natur und der Mehrzahl der Menschen im Süden und Osten basiert. Gleichzeitig verurteilen wir den psychologischen Terror und die physische Repression wie sie durch die tschechischen Polizeikräfte vor und während der IWF- und Weltbakkonferenz durchgeführt wurden.. Wir drücken unsere Solidarität mit den Hunderten aus, die noch im Gefängnis sind und wir fordern , dass alle Festgehaltenen menschlich behandelt und schnellstmöglich entlassen werden.. Wir stellen fest,dass die Weltbank in diesem Monat selbst zugegeben hat, dass ihre Politik versagt hat. Die Zeit ist gekommen, die Wirtschaft in den Dienst der Menschen zu stellen, anstatt dass ganze Gesellschaften in den Dienst eines ökonomischen Modells gestellt werden, das seit über20 Jahren versagt hat. Unsere Proteste in Prag , die denen von Melbourne,Okinawa, Genf,Chiang Mai,Washington,Seattle und in zahllosen anderen Städten gefolgt sind, haben der Welt erneut die Widersprüche und schlimmen Folgen der konzerngesteuerten Globalisierung, sowie der Weltbank und des IWF vorgeführt. Da,wo immer diejenigen sich versammeln werden, die sich die Macht angemasst haben, Entscheidungen für die globale Ökonomie zu treffen, werden wir als ZeugInnen anwesend sein, um sie bloss zu stellen und gegen sie zu protestieren Unterschrieben von *
Focus on the Global South – Thailand (Nicola Bullard)
Initiative Against Economic Globalization (INPEG) – Tschechische Republic
(AliceDvorska)
50 Years Is Enough Network – USA (Soren Ambrose)
EuroMarches Against Unemployment -Österreich (Leo Gabriel)
ATTAC Frankreich (Christophe Aguiton)
Jubilee 2000 South Africa/Jubilee South – Südafrika (Dennis Brutus)
Center for Economic & Policy Research – USA (Mark Weisbrot)
Rights Action – USA (Annie Bird)
National Free Union of Students – Germany (Freier Zusammenschluss von
Studierenden) (Stefan Bienefeld)
Zashita Trade Union / Alternativy Association – Russland (Boris Kagarlitsky)