500.000 mal Wut

Die Demos in Berlin, Stuttgart und Köln am 3. April sind die größten Proteste gegen Sozialabbau gewesen, die es in Deutschland seit Gründung der Bundesrepublik gegeben hat. Linksruck hat mit Demonstranten gesprochen.

Gegen höhere Arbeitszeit

„Die Geschäftsleitung will uns einen schlechten Haustarifvertrag aufbrummen. Das bedeutet, dass es bei uns keinen Flächentarifvertrag mehr gibt. Der neue Tarifvertrag hat Elemente, bei denen nach Leistung vergütet wird. Das heißt Konkurrenz zwischen den Kolleginnen und Kollegen. Einer verdient dann etwas mehr auf Kosten von 99 anderen Beschäftigten.
Bei uns stehen zudem Kürzungen in Höhe von 98 Millionen Euro an. Es gibt keine Neueinstellungen und die Arbeitszeit soll auch erhöht werden.“

Kati Ziemer, Gärtnerin an der Berliner Universitätsklinik Charite


Muslime als Feindbild

„Ich bin gegen den sozialen Kahlschlag. Die Arbeitgeber kämpfen gegen uns. Gegen Arbeitnehmer, gegen Arbeitslose und gegen Studenten. Für Kriege und Militär haben die da oben Geld, bei uns kürzen sie. Das können wir nicht hinnehmen.
Die Universitäten sollen zum Beispiel privatisiert werden. Die wollen so genannte Elite-Unis. Das bedeutet: Studenten, deren Eltern einfache Arbeiter sind oder sogar arbeitslos, können sich kein Studium mehr leisten.
Die Sozialkürzungen treffen die ausländischen Kolleginnen und Kollegen besonders hart. Als Ausländer findet man sowieso nur schwer einen Arbeitsplatz. Was mich auch aufregt ist, dass die Regierung in der Bevölkerung Terrorangst schürt. Muslime werden als Feindbild dargestellt.“

Tuncer Karabulut


Für einen Generalstreik

„Es regt mich auf, dass uns unsere Rechte weggenommen werden, damit die Profite steigen. Erst werden wir mit Arbeitslosigkeit bestraft und damit, dass die Arbeitgeber ins Ausland gehen. Dann bestraft uns noch einmal der Staat mit Kürzungen. Wir werden von einer Handvoll Reicher ausgebeutet, die die Welt regieren.
Ich bin für einen Generalstreik in Deutschland. Wie in Spanien oder Frankreich. In Deutschland ist es dafür höchste Zeit.

Umut Sönmez


Neue Linkspartei

„Es gibt keine Gleichstellung zwischen Ost und West. Ich bin hier, weil ich gegen dieses Unrecht demonstrieren will. Weil ich denke, dass die Bosse zahlen sollen. Der Ackermann (Chef der Deutschen Bank, die Redaktion) verdient 11 Millionen Euro. Bei uns wird gekürzt. Ist dass noch normal?
Unsere Kinder sind arbeitslos und für die Zukunft sieht es düster aus. Ist das noch normal? Die SPD sollte sich was schämen. Dass die jetzt so eine Politik machen, der Schröder und seine Konsorten. Die denken nur noch an ihre Macht.
Eine neue Linkspartei muss kommen. Wenn der Widerstand so weitergeht, dann wird sich die auch formieren. Dann bin ich auch mit dabei. Der Klüngel da oben im Parlament muss ja weg.“

Wolfram Portwich, Rentner aus Rostock


Wir brauchen Arbeit

„Ich arbeite bei der Bahn. Bei uns wird viel, sehr viel Personal abgebaut. Vor allem deswegen bin ich hier. In unserem Ausbesserungswerk für Lokomotiven sind 340 Jobs gestrichen worden. Das Werk steht kurz vor der Schließung. Aber wir brauchen doch Arbeit. Was sollen wir denn ohne Arbeit anfangen? Viele, viele Kollegen sind schon aus Chemnitz weggezogen, weil sie hier keine Arbeit finden.“

Joaquin Pagarache, Bahnarbeiter aus Chemnitz

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