Kopftuchverbot: „Wir haben uns selbst organisiert“

Linksruck sprach mit Aktivistinnen der nordrhein-westfälischen Inititative „Mein Kopftuch“

Gemeinsame Interessen

Bei Frankfurt haben sich Mitte März 20 muslimische und nichtmuslimische Aktivistinnen getroffen, um sich bundesweit gegen das Kopftuchverbot zu vernetzen. Majida Shehadeh, eine der Initiatorinnen des Treffens, ist bei Attac Hanau aktiv: „Es ist wichtig, dass wir Musliminnen in nichtmuslimischen Organisationen arbeiten. Durch die Zusammenarbeit lernen wir uns kennen und erkennen unsere gemeinsamen Interessen.“
Für alle ist der Kampf gegen das Kopftuchverbot ein gemeinsamer Kampf von Nichtmuslimen und Muslimen. Politiker und Medien schüren rassistische Vorurteile gegenüber dem Islam, um von den wirklichen Problemen, wie Sozialabbau und Krieg abzulenken und die Bewegung für eine bessere Welt zu spalten.
Die Frauen haben Material sowie Ideen und Erfahrungen mit Kampagnen vor Ort ausgetauscht. Das nächste Treffen findet voraussichtlich am 8. Mai statt. Eine Homepage wird in Kürze eingerichtet.
Weitere Informationen über die Initiative, Flugblätter und Referentinnen kannst Du per E-Mail anfordern.
Eine Unterschriftenliste gibt es zum Download

Warum habt ihr zu der Demo gegen das Kopftuchverbot aufgerufen?
Zehra: Ein Gutachten, das die SPD zum Kopftuch angefordert hatte, empfiehlt ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen und im öffentlichen Dienst in Nordrhein-Westfalen.
Das wird genau die emanzipierten Frauen treffen, die berufstätig sind und eine gute Ausbildung haben.
Auch Frauen, die tatsächlich von ihren Männern gezwungen werden, wird ein Kopftuchverbot schaden. Ihre Männer können sich sogar freuen, wenn es der Staat übernimmt, Frauen zu verbieten, arbeiten zu gehen.
Wenn man den Frauen wirklich helfen will, muss man bei der Bildung und bei sozialen Einrichtungen ansetzen. Man muss mehr Frauenhäuser schaffen, statt bei den wenigen zu kürzen.

Wie organisiert ihr euch?
Emine: Wir sind 13 junge Frauen aus sieben verschiedenen Städten. Wir haben uns selbst organisiert. So haben wir schon mehrere Demos und Aktionen auf die Beine gestellt. Wir haben auch eine Broschüre und Flugblätter rausgegeben. Was wir in den drei Monaten erreicht haben, ist ein großer Erfolg.
Wir werden mehr, aber das geht langsam, weil viele Muslime sehr verunsichert sind wegen der Kopftuchdebatte. Das braucht Zeit – vor allem bei den Älteren. Es ja das erste Mal, dass wir als Muslime das Wort ergreifen müssen. Und politische Netzwerke, auf die wir zurückgreifen könnten, gibt es nicht in den Gemeinden.

Wie geht’s weiter?
Zehra: Demos sind wichtig, damit die Leute uns wahrnehmen. Aber wir müssen auch aufklären. Deshalb organisieren wir eine große Podiumsdiskussion zum Kopftuch und planen eine Ausstellung über die Geschichte des Kopftuchs im Christentum, Judentum und im Islam.

Gülhan: Wir wollen uns stärker in den einzelnen Städten verankern und vor Ort mit anderen Organisationen vernetzen. In Bochum hatten wir zum Beispiel am internationalen Frauentag am 8. März Infostände in der Innenstadt gemeinsam mit einem mulitkulturellen Verein, Frauenhäusern und Fraueninitiativen. Es war viel los, weil viele Menschen – Christen, Juden und Atheisten –wissen wollten, was wir über das Kopftuch denken. Infostände sind ein gutes Mittel, um mit Leuten zu sprechen, die aus Zeitungen und Fernsehen nur die Argumente der Verbotsbefürworter bekommen.
Das Interview führte Irmgard Wurdack

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