Europäisches Sozialforum: Deine Stimme zählt in Paris!

Das Europäische Sozialforum (ESF) ist der richtige Ort für alle, die sich wehren wollen, schreibt Christine Buchholz.

Infos

Das ESF findet vom 12. bis zum 15. November an vier Orten im Raum Paris statt: Bobigny, Ivry, La Villette und St. Denis. Am 12. 11. findet vor Beginn des ESF die Versammlung für die Rechte der Frauen statt, am 16. 11. die Versammlung der sozialen Bewegungen. Beide Treffen werden vom ESF unterstützt.

Transport
Aus ganz Deutschland fahren Busse nach Paris. Informationen gibt es beispielsweise bei den Attac-Gruppen vor Ort, im Internet auf der Mitfahrbörse von attac oder telefonisch unter der Nummer 030 – 63 22 56 30.

Anmeldung
Die Anmeldung für das ESF ist im Internet möglich: www.fse-esf.org. Die Teilnahmegebühr ist vom Einkommen abhängig und liegt zwischen 3 und 55 Euro.

Übernachtung
Wer in einem der Busse mitfährt, hat meistens automatisch einen Schlafplatz in einer Turnhalle oder ähnlichen Räumen. Schlafsack und Isomatte sind mitzubringen Das ESF sorgt für Unterbringung in Turnhallen, vermittelt aber auch Plätze bei Privatpersonen, in Jugendherbergen oder Hotels.

Stichwort: Sozialforum

Das erste Weltsozialforum mit 10.000 Teilnehmern fand Anfang 2001 in Porto Alegre in Brasilien statt. Gleichzeitig zum Weltwirtschaftsgipfel der Bosse und Politiker im schweizerischen Davos trafen sich Kritiker der kapitalistischen Globalisierung aus der ganzen Welt, um über Alternativen zu einer Wirtschaftsordnung zu reden, die Ausbeutung, Sozialabbau, Krieg und Hunger hervorbringt.
Das Ziel der Sozialforumsbewegung ist es, einen Raum zu schaffen, in dem über eine andere Welt diskutiert und Widerstand organisiert werden kann. Während Konferenzen und Medien den Herrschenden diesen Raum ständig bieten, muss er für die Bewegung erst geschaffen werden.
Im Sommer 2001 organisierte beispielsweise das Genua Sozialforum Proteste und Veranstaltungen gegen den Gipfel der acht mächtigsten Staaten der Welt in der italienischen Hafenstadt. Zur großen Demonstration kamen 300.000 Menschen.
2002 regte das Weltsozialforum mit inzwischen 60.000 Gästen an, Sozialforen auf allen Kontinenten zu veranstalten, um viel mehr Menschen zu beteiligen und die Bewegung auf der ganzen Welt zu verbreiten. Das erste Europäische Sozialforum fand im letzten Herbst in Italien statt. Inzwischen haben sich unter anderem das Asiatische Sozialforum in Indien und ein Palästinensisches Sozialforum getroffen. Das nächste Weltsozialforum wird ebenfalls in Indien stattfinden.

In weniger als 14 Tagen beginnt das zweite Europäische Sozialforum in Paris. Zehntausende Menschen aus ganz Europa werden sich dort treffen, um Möglichkeiten für erfolgreichen Widerstand und Alternativen zu Sozialabbau und Krieg zu besprechen. Das Sozialforum wird in ganz Europa von Gewerkschaftern, Kriegsgegnern, Antirassisten und Globalisierungskritikern aufgebaut. Der Erfahrungsaustausch dort wird auf diese sozialen Bewegungen zurückwirken.
Im letzten November kamen mehr als 60.000 Menschen zum ersten ESF nach Florenz. Die Debatten dort waren von den politischen Erfahrungen der italienischen sozialen Bewegungen geprägt. Die italienischen Gewerkschaften hatten im Sommer zuvor Millionen zu Demonstrationen gegen den Sozialabbau der Regierung Berlusconi mobilisiert.
Das zweite zentrale Thema in Florenz war der Widerstand gegen den bevorstehenden Krieg der USA gegen den Irak. Zum Abschluss des ESF demonstrierten eine Million Menschen gegen den Krieg. Und das Treffen der sozialen Bewegungen am Tag darauf verbreitete den Vorschlag, am 15. Februar weltweit gegen den Krieg auf die Straße zu gehen. Diese Idee wurde in die ganze Welt getragen, und der 15. Februar 2003 wurde zum größten weltweiten Protesttag, den es je gegeben hat.
Seitdem ist viel passiert. Kriegsgegner aus ganz Europa können jetzt in Paris ihre Erfahrungen austauschen und anfangen, an einer Kampagne gegen die Besatzung des Irak zu arbeiten. Aus Polen werden Bergarbeiter nach Paris kommen, die sich im Streik befinden, weil ihre Zechen im Zuge des EU-Beitritts von Polen geschlossen werden sollen. In Frankreich selbst haben die Gewerkschaften dieses Jahr die größte Streikbewegung seit 1968 organisiert, um gegen eine Rentenkürzung zu kämpfen, die den Plänen der deutschen Regierung sehr ähnlich ist. Im Sommer weitete die Mediengewerkschaft den Streik aus und legte die Theaterfestivals in ganz Frankreich lahm.
Diese Kämpfe waren nur ein Teilerfolg, aber sie haben die Regierung gezwungen, alle weiteren Kürzungen zu verschieben.
Im Spätsommer kamen 350.000 Menschen aus ganz Europa ins südfranzösische Larzac, um die Freilassung des prominenten Bauernführers José Bové zu feiern. Er hatte wegen einer Aktion gegen McDonald’s im Gefängnis gesessen.
Mit dem Rückenwind dieser Ereignisse mobilisieren jetzt tausende dieser Aktivisten für das Europäische Sozialforum. Die Organisatoren des ESF erwarten 80.000 Teilnehmer. Du kannst einer von ihnen sein.

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