Der Preis der Wahrheit

In „Der ewige Gärtner“ führt ein Diplomat den Kampf seiner ermordeten Frau fort, die die Machenschaften eines Pharmakonzerns aufdecken wollte.

Am Anfang steht ein Mord: Die Leiche von Tessa Quayle (Rachel Weisz), die für die Rechte armer Afrikaner gekämpft hat, wird in einer einsamen Gegend im Norden von Kenia gefunden. Tessas Mann, der britische Diplomat Justin (Ralph Fiennes) ist fassungslos. Er, der niemals viel von Tessas sozialem Engagement wissen wollte, beginnt zu fragen, warum seine Frau ermordet wurde.

Gegen den Willen seiner Vorgesetzten verfolgt er Tessas Spuren. Justin stellt fest, dass Tessa versucht hat, die Machenschaften eines Pharmakonzerns aufzudecken. Sie war davon überzeugt, dass dieser Konzern das Leben tausender Kenianer bei Medikamenttests aufs Spiel setzt, um seine Profite zu steigern, doch es gelangt ihr nicht, sich Gehör zu verschaffen. Angetrieben von Erinnerungen an seine verlorene Liebe, versucht Justin zu vollenden, was Tessa begonnen hat. Er begibt sich auf eine Irrfahrt, die ihn um die halbe Welt führt, und in deren Verlauf sein Leben immer mehr in Gefahr gerät…

So lässt sich die Handlung von „Der ewige Gärtner“, dem neuen Film von Fernando Meirelles, umreißen. Der brasilianische Regisseur versteht es, politisch brisante Themen auf packende Weise zu verfilmen. Dies hat er bereits 2002 mit „City of God“ bewiesen, der die Gewalt zwischen Jugendbanden in den Slums von Rio de Janeiro behandelte.

Bei „Der ewige Gärtner“ verbindet Meirelles eine Anklage der Pharmakonzerne mit einer Liebesgeschichte. Das Besondere an dieser Liebesgeschichte ist, dass sie vollständig in der Vergangenheit erzählt wird. In Rückblenden sieht der Zuschauer, wie Justin und Tessa sich kennen lernen und ineinander verlieben, verfolgt das Auf und Ab ihrer Ehe.

Nach Tessas Tod zweifelt Justin zunächst an seiner Frau. Es gibt Gerüchte, ihr Liebhaber habe sie ermordet. Erst nach und nach begreift Justin, wie stark und mutig Tessa war, und dass sie Recht hatte mit ihrem Misstrauen gegen die Welt der Diplomaten. So wächst Justins Liebe zu seiner Frau. Diese nunmehr unerfüllbare Liebe lässt ihn vor Schmerz verzweifeln und gibt ihm zugleich die Kraft, nicht aufzugeben bei seiner Suche nach der Wahrheit.

Künstlerisch gesehen ist „Der ewige Gärtner“ hervorragend gelungen. Meirelles verleiht dem Film eine besondere Atmosphäre, indem er zum Beispiel Farbfilter benutzt, so dass Justins Heimat England in kalten Grautönen gehalten ist, während die Aufnahmen von Kenia von intensivem Rot beherrscht werden. Vor allem ist die Leistung der beiden Hauptdarsteller hervorzuheben. Fiennes und Weisz lassen die Liebe dieses unwahrscheinlichen Paares – hier ein angepasster Diplomat, dort eine leidenschaftliche Aktivistin – in jedem Moment glaubhaft erscheinen. Fiennes insbesondere schafft es, Justins Wandlung von einem Mann, der sich nur für seine Gärtnerei interessiert, zu einem Kämpfer für Gerechtigkeit nachvollziehbar zu machen.

Übrigens ist „Der ewige Gärtner“ die Verfilmung eines Buches von John Le Carré. Der britische Autor sagte über seinen Roman, im Vergleich zur Wirklichkeit sei er ungefähr so harmlos wie eine Urlaubspostkarte. Es ist zu befürchten, dass Le Carré hiermit Recht hat.

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