Einig im Protest

Die Firma Grohe wurde von einem Investmentfonds geschluckt. Die Kollegen kämpfen gemeinsam mit Menschen aus der Region für ihre Arbeitsplätze.

„Die Demonstration der Kollegen gegen den Stellenabbau bei dem Sanitärtechnischen Betrieb Grohe war vielleicht die größte, die es in der Region je gegeben hat“, berichtet Thomas Heidt, der bei der IG Metall und WASG aktiv ist. „Mindestens 4.000 Menschen waren dabei, für eine kleine Stadt wie Lahr ist das sehr viel. Die 1.500 Angestellten sind mit ihren Familien gekommen, viele Leute aus der Stadt und dem Umland haben ihre Solidarität gezeigt.“

Bis zum Jahr 2004 hat sich bei Grohe niemand Sorgen um seinen Job gemacht. Dann wurde der Familienbetrieb für 1,8 Milliarden Euro an zwei US-amerikanische Fonds verkauft. Die Investoren finanzierten den Kauf mit dem Eigenkapital des Unternehmens, auf das sie Kredite aufnahmen. Weil die Kreditschulden zurückgezahlt werden mussten, machte Grohe weniger Gewinne. Die Investoren verdienten trotzdem an Grohe und verkauften die Firma dann weiter. Die neuen Besitzer beauftragten das Wirtschaftsprüfungsunternehmen McKinsey damit, Grohe noch profitabler zu machen.

„Die haben das Unternehmen durchforstet und festgestellt, dass die angestrebten Gewinne in Deutschland nicht umsetzbar sind“, erklärt Thomas, „Deshalb sollten Teile der Produktion nach China verlagert werden.“

Fast tausend Angestellte sollen jetzt entlassen werden. „Es ging noch nicht mal um Wettbewerbsfähigkeit“, berichtet Thomas, „Es geht nur um die Gewinne. Die Arbeitsplätze sind den Investoren egal.“

Die Betriebsräte organisierten gemeinsam mit den Ortsgruppen der Gewerkschaft IG Metall und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Protestaktionen, um die Arbeitsplätze zu retten. „Obwohl die Geschäftsleitung von Grohe Druck auf die Beschäftigten und die IG Metall gemacht hat, damit sie nicht demonstrieren, haben sich viele daran beteiligt und es war eine tolle Stimmung“, erzählt Thomas.

„Die Proteste sind auf jeden Fall ein wichtiges Signal an die Geschäftsleitung“, meint er. „Auch für Kolleginnen und Kollegen war es wichtig. Sie haben gesehen, dass man wirklich etwas tun kann, um sich zu wehren.“

Auch die Offenburger WASG-Gruppe war dabei, um Solidarität zu zeigen. „Ich bin mit meiner IG-Metall Fahne hingegangen und hatte auch Informationsmaterial über die Wahlalternative dabei“, sagt Thomas, „Als die Leute das mitbekamen, sind mir die Flyer fast aus den Händen gerissen worden. Die Leute waren sehr interessiert, und viele wollen die Wahlalternative wählen.“

Bei Grohe werden die Proteste weitergehen, wenn die Geschäftsleitung nicht auf die Demonstration reagiert. „Die Beschäftigten waren kämpferisch. Sie werden auch weiter protestieren, wenn die Arbeitsplätze wieder auf der Kippe stehen.“

Das Gespräch führte Sarah Nagel

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