Berlin: „Wir müssen um jeden Arbeitsplatz kämpfen“

2.000 Siemensarbeiter aus verschiedenen Berliner Werken protestierten vor dem Verwaltungsgebäude des Elektronikkonzerns gegen Entlassungen und Stellenabbau.Die Siemensbosse hatten im letzten Frühjahr angekündigt, weltweit 35.000 Stellen abzubauen, davon knapp 17.000 in Deutschland. Mehr als die Hälfte dieser Stellen ist nach Auskunft einer Konzersprecherin bereits vernichtet.
In Berlin Gartenfeld sind bereits mehrere Siemens-Werke erst verkauft und dann geschlossen worden. Das Gleiche droht nun den Spandauer Werken. Der Stellenabbau trifft alle, nicht nur Ungelernte, sondern auch Facharbeiter und IT-Spezialisten. „Das ist neu“, meinte ein Betriebsrat.

Betriebsräte und der Berliner IG-Metall-Chef griffen das Management dafür an, dass es nur für die kurzfristigen Profitinteressen der Börsianer arbeitet. „Werte werden nicht an der Börse geschaffen, sondern von uns. Deshalb müssen wir um jeden Arbeitsplatz kämpfen“, forderte ein Vertreter der BMW-Arbeiter aus Spandau, die ihre Solidarität mit den Siemens-Kollegen erklärten.

„Bei uns soll die Hälfte der Belegschaft gefeuert werden, das sind 800 Leute“ sagt Güngör Demirci gegenüber Linksruck. Er ist Betriebsratsvorsitzender bei Bosch-Siemens-Hausgeräte. „140 Kollegen und Kolleginnen haben ihre Kündigung schon erhalten. Wir haben versucht, mit der Geschäftsleitung zu verhandeln, aber die bleibt stur. Sie will die Produktion ins Ausland verlagern, weil dort billiger produziert werden kann. Die Kollegen sind wütend, 600 von uns sind heute hier.“

Frau Basarmek erzählt, wie die Kollegen unter Druck gesetzt werden: „Ich arbeite bei der Siemens-Tochter Osram als Springerin. Wenn bei uns jemand krank wird, dann kommt der Chef und sagt: Du darfst nicht krank werden, sonst wirst du entlassen“.

Der Druck der Bosse zeigt bei den Betriebsräten unterschiedliche Wirkung. Ein Betriebsrat trat ans Rednerpult und sagte: „Wir wissen ja, dass wir langfristig nicht um Personalabbau herumkommen“. Diese Nachgiebigkeit entspricht nicht der Stimmung der Beschäftigten, die dem Redner den Applaus verweigern.

Güngür Demirci hingegen wird heftig beklatscht, als er sagt: „Wenn die Bosse Profite machen wollen, dann werden sie merken, dass das ohne uns nicht geht. Denn wir sind entschlossen, die Arbeit niederzulegen und auch den Betrieb zu besetzten, wenn die Produktion ins Ausland verlagert werden soll“.

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