Powell lügt!

Der US-Außenminister Colin Powell hielt am 5. Februar eine Rede vor dem UN-Sicherheitsrat, um mehr Verbündete für Bushs Krieg zu gewinnen. Doch die Beweise für seine Anklagen gegen den Irak blieben aus.
Während die US-Armee ihren Aufmarsch von mehr als hunderttausend Soldaten in der Golfregion fortsetzte, präsentierte Powell vage Hinweise, um seine Anschuldigungen gegen den Irak zu untermauern.

Als erstes warf Powell den Irakis vor, Material und Anlagen zur Herstellung von Waffen vor den Inspektoren zu verstecken. Um das zu belegen, spielte er zwei Tonaufnahmen ab, auf denen sich zwei Männer auf arabisch über ein "modifiziertes Fahrzeug" unterhalten. Einer gibt die Anweisung, das Wort "Nervengift" nicht zu verwenden. Es handele sich, so Powell, um eine Verschwörung zwischen irakischen Militäroffizieren gegen die UN-Inspektionen. Die Sprecher jedoch wurden nicht identifiziert. Niemand kann nachprüfen, ob die Aufnahmen echt sind.

Dann zeigte Powell vergrößerte Satellitenaufnahmen, die angeblich "in Betrieb befindliche Chemiewaffenbunker" und Lastwagen zeigen, in denen Waffenmaterial versteckt wird.

Der Leiter der Inspektionen, Hans Blix, sagte der arabischen Zeitung Al-Hayat, er habe darauf "keine Beweise gesehen, die zeigen, dass Material von den Anlagen weggebracht wurde", bevor die Inspektoren sie durchsuchen konnten. Es gebe auch keine Beweise für die Produktion von Biowaffen in mobilen Labors.

Powell selbst musste zugeben, dass die Fotos "für normale Menschen, auch für mich, schwierig zu interpretieren sind" und dass sie nur von Experten gedeutet werden könnten, "die sich jahrelang über Leuchttische gebeugt haben."

Im weiteren Verlauf seiner Rede wiederholte Powell auch den alten Vorwurf, der Irak unterhalte Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Kaida zu unterhalten. Diese Unterstellung aber ist so absurd, dass sie inzwischen selbst von US-amerikanischen und tschechischen Geheimagenten als Unsinn bezeichnet worden ist.

Bei seinen Ausführungen stützte sich Powell auf das jüngste Irak-Dossier der britischen Regierung, das angeblich auf hochsensiblen Geheimdienst-Informationen basiert. Der Fernsehsender Channel 4 enthüllte allerdings, dass mindestens 10 der 19 Seiten des Papiers aus frei verfügbaren Texten übernommen wurden. Ein großer Teil der Informationen stammt aus einer viele Jahre alten Studiumsarbeit des 29jährigen Wissenschaftlers Ibrahim al-Marashi aus Kalifornien. "Die haben sogar meine Fehler übernommen", stellte al-Marashi fest.

Schon 1990 haben die USA den Krieg gegen den Irak mit Hilfe einer Lügenkampagne geführt, welche die berühmt-berüchtigte Geschichte von den irakischen Soldaten beinhaltete, die kuwaitische Säuglinge aus Brutkästen rissen – ein Horrormärchen, wie Monate später herauskam.

Auch Powells Beweismaterial ist mehr als dürftig. Der Journalist Heribert Prantl schrieb in der Süddeutschen Zeitung vom 7. Februar: "Die Anforderungen an die Verurteilung eines Hühnerdiebes sind wesentlich höher als die, die offensichtlich zur Begründung und Rechtfertigung eines Krieges genügen sollen."

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